Resümee der Reise

Schlaglichter der Reiseimpressionen:

 

Genauso eindrucksvoll wie die unglaubliche Natur war die Begegnung mit den Bewohnern Französich Polynesiens.

 

Auf dieser Reise haben wir mit Abstand die größten Entfernungen bisher meistern müssen.

Zurückgelegte Entfernungen
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Versuch eines Resümees

 

 

Allgemeiner Rückblick auf die Reise

Die Reise durch Französisch-Polynesien war die bisher aufwendigste Fernreise, die wir unternommen haben. Nur auf der Südamerikareise 2012 haben wir wenig mehr Kilometerleistung geschafft, aber in 3 Monaten, nicht in 38 Tagen wie 2022. Und wenn man bedenkt, dass wir damals 10 Jahre jünger waren, dann erklären sich die heute gefühlt größeren Strapazen dieses unentwegten Unterwegsseins über große Distanzen. Vor 10 Jahren haben wir auch noch weniger über die Klimaschädlichkeit von Langstreckenflügen nachgedacht. Das heute nicht mehr wegzuleugnende schlechte Gewissen, solch riesige Entfernungen mit dem Flugzeug zurückzulegen, wird nur durch die Absicht etwas eingeschläfert, dass wir den größtmöglichen Nutzen daraus ziehen und wirklich ein in diesem Zeitfenster überhaupt realisierbaren Erlebnishorizont erreichen wollten. Das ist uns sicher gelungen: wir haben exemplarisch alle wichtigen Landschaften und Inselformen dieses weit verstreuten Archipels (auf einer Meeresfläche, die so groß ist wie Europa) kennen gelernt und hatten Gelegenheit und Zeit, mit vielen Polynesiern in Kontakt zu treten und einen eigenen, wenn auch natürlich begrenzten, Einblick in deren Lebenswirklichkeit zu bekommen. Damit haben wir uns der Kompetenz, den Traum vom Paradies der Südsee mit der Realität des Lebens dort zu vergleichen, ein gutes Stück angenähert. Als ein weiteres Ergebnis dieser Reise ist die Erkenntnis gereift, dass wir uns einer solch strapaziösen Reise wohl nicht mehr aussetzen möchten. Nachgerade in meinem Alter habe ich deutlich die Grenzen meiner Physis erkannt und werde sie künftig akzeptieren und nicht mehr zu überschreiten versuchen.

 

Die Menschen

Wenn wir gefragt werden, was uns auf der Reise am meisten beeindruckt hat, dann fallen uns neben den grandiosen Landschaftserlebnissen vor allem die Begegnungen mit den Einwohnern der polynesischen Inselwelt ein. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich so durchweg freundliche, hilfsbereite und fröhliche Menschen schon einmal woanders erlebt habe. Schon gar nicht in Europa, auch nicht in Südostasien, obwohl wir auch dort sehr viele Menschen von eindrucksvoller Aufgeschlossenheit und Freundlichkeit erlebt haben. Wir haben uns Gedanken über diese auffallend fröhliche Freundlichkeit gemacht, mit anderen Reisenden, die wir unterwegs getroffen haben, darüber gesprochen, auch in der Literatur nach Erklärungen gesucht. Dabei tauchte immer wieder ein Gedanke auf, dass die Menschen in Polynesien keine grundsätzlichen Existenzängste verspüren und deshalb so eine eindrucksvolle, fast kindliche Fröhlichkeit ausstrahlen würden. Mit diesem Gedanken sind wir erstaunlich nahe an dem Mythos und Wunschbild vom glücklichen „Wilden“, der im Einklang mit sich und der Natur, eben paradiesisch lebt. So haben sich die von der rationalen Aufklärung und dem Fortschrittsoptimismus enttäuschten Romantiker den Naturmenschen erträumt, Rousseau als „edlen Wilden“ sogar theoretisch überhöht. Dass diese Projektionen ziemlich wenig mit dem realen Leben der Bewohner Polynesiens zu tun hatten und haben, mussten schon einige andere Träumer wie der Maler Paul Gauguin enttäuscht feststellen. Aber dazu ausführlich später. Es stimmt zwar, dass die üppige tropische Natur den Menschen viele Nahrungsmittel in Form der tropischen Früchte und des ungeheuren Fischreichtums der Gewässer gewährt, dabei ein komfortables Ambiente durch gleichbleibend angenehm warme Temperaturen ohne die Trockenheit anderer Regionen. Auch das Fehlen gefährlicher Tiere, wenn man von den unangenehmen Moskitos und Sandflöhen mal absieht, ist erstaunlich. Selbst die überall das Meer beherrschenden Haie werden nicht als gefährlich wahrgenommen.   Das sind schon besondere Segnungen der Natur, aber ob die Menschen daraus ihre unerschöpfliche Fröhlich- und Freundlichkeit schöpfen, bleibt ein Geheimnis. Es ist auf jeden Fall sehr anregend und erfreulich, wenn man allenthalben freundlich begrüßt wird, als ob man kein Fremder wäre. Über die wundervollen und unvergesslichen Einzelbegegnungen mit der Freundlichkeit der Menschen habe ich in den Tagebüchern berichtet und muss das hier nicht mehr wiederholen.

Auf der anderen Seite fallen die vielen sehr korpulenten Menschen auf. Der Anteil der übergewichtigen Polynesier muss – nach unserem Anschein – enorm groß sein, auch unter den Kindern haben wir fast 50 Prozent als übergewichtig wahrgenommen. Selbst in den USA und Mexiko, wo der Anteil der adipösen Bevölkerung als sehr hoch gilt, haben wir nicht so viele Dicke gesehen. Das erwartet man eigentlich nicht in einer Inselwelt, die ein so großes „gesundes“ Nahrungsangebot bietet. Bei genauerem Hinsehen fallen jedoch die exorbitanten Preise für Nahrungsmittel in den Supermärkten auf. Das hohe Preisniveau ist keineswegs auf die Importware beschränkt, was man noch nachvollziehen könnte, sondern erfasst auch die einheimischen Produkte, die fast überall im Überfluss vorhanden sind. Zur Illustration: Das Preisniveau in Franz. Polynesien liegt insgesamt 1,43 mal höher als in Deutschland, das jährliche Durchschnittseinkommen der Polynesier liegt dagegen bei weniger als 1/3 im Vergleich zu Deutschland (€13.400 zu €43.700). An den Einkaufswagen der Einheimischen sehen wir daher, dass vor allem das staatlich subventionierte, deshalb sehr preiswerte, Baguette gekauft wird und viele Fastfood-Fertiggerichte. Auch die Kinder sieht man unentwegt aus Chipstüten knabbern und Cola trinken. Es wäre interessant, mal den Anteil der Diabetes-, der Herz- und Gefäßkranken an der Gesamtbevölkerung zu ermitteln.

Trotz der Schweizer Preise für alles und jedes haben wir eigentlich keine richtige Armut gesehen. Die Menschen leben außerhalb der kleinen Ballungszentren vorwiegend in sehr einfachen Hütten, die für den mitteleuropäischen Betrachter schon einen etwas verwahrlosten Eindruck machen, während einige auch in sehr geschmackvollen Villen wohnen. Aber vor jedem Anwesen steht mindestens ein SUV, wenn nicht sogar oftmals ein dicker Pickup, was hier durchaus Sinn macht, da außer den wenigen asphaltieren Ringstraßen um die Inseln die meisten Straßen und Pisten nur mit Allradautos zu befahren sind. Überhaupt scheinen die Polynesier wenig zu laufen oder Fahrrad zu fahren, was in den Stoßzeiten in selbst kleinen Ortschaften zu Staus wie in Großstädten führt. In der einzigen Metropole des Archipels, in Papeete, schiebt sich zur Rush-Hour eine kilometerlange Blechschlange durch die Stadt, die gerade mal so viel Einwohner wie Emmendingen im Breisgau hat. Man hält es kaum für möglich.  Da das Benzin und der Diesel subventioniert billig sind, denkt hier keiner an alternative Mobilität, obwohl hier ja nun viele Menschen schon jetzt von dem Klimawandel bedroht sind, einige der Atolle in 50 Jahren wohl schon überflutet sein werden. Ebenso gedankenlos geht man hier im Allgemeinen mit dem Müll und den Plastikabfällen um. Nun es wäre falsch und vermessen, wenn wir als Hauptverursacher des Klimawandels den moralischen Zeigefinger erhöben. Es gibt nur zu denken, dass die Leidtragenden an vorderster Front sich noch gedankenloser verhalten.

Bei all diesen Überlegungen darf man nicht aus den Augen verlieren, dass nur ungefähr 280.000 Menschen auf 285 Inseln, die wie gesagt, auf einer Fläche ganz Europas verstreut sind, leben. Diese Größenordnungen erklären auch, warum sich hier kaum eigene Industrien entwickelt haben. Selbst der hier massenhaft gefangene Thunfisch wird in Thailand verarbeitet. Deshalb kann der Archipel eigentlich nur so gut an der Nabelschnur Frankreichs existieren. Da in Franz. Polynesien keine Lohn- und Einkommenssteuer zu entrichten ist, hat sich eine beträchtliche Zahl an europäischen Franzosen hier niedergelassen.

Eine Beobachtung möchte ich noch erwähnen, die uns sehr nachdenklich gemacht hat. Auf den Gesellschaftsinseln sind uns in dem Wirtschaftssegment, mit dem man als Tourist in Berührung kommt, also in der Gastronomie, Hotellerie und dem Dienstleistungsbereich ausschließlich Frauen als Chefs oder mit Entscheidungsbefugnis begegnet, während die Männer eher ausführenden Tätigkeiten nachgegangen sind. Da wir diese Beobachtung durchweg bestätigt fanden, fühlten wir uns gedrängt, dies nicht als zufällig-individuelle Begegnung anzusehen. Leider habe ich bisher keine soziologische Studie über die Stellung der Frauen in Franz. Polynesien gefunden, aber in Gesprächen mit anderen Reisenden hat sich unserer Beobachtung auch erhärtet. Allerdings konnten wir dies so eklatant und ubiquitär nur auf den Gesellschaftsinseln feststellen.

Woran man sich ein Besucher aus Europa noch gewöhnen muss: er wird häufig Transvestiten begegnen, weniger oft Transsexuellen, die beide in der polynesischen Gesellschaft hohes Ansehen genießen. Es sind durchweg Männer, die sich sehr weiblich in Kleidung und Habitus verhalten. So wirkte es manchmal für mein europäisches Auge komisch, wenn mir eine Polynesierin begegnete mit schickem Kleid, üppig geschminkt und mit der üblichen Blume im Haar, das aber tiefe Geheimratsecken in die Stirn gezogen hat.  

 

Die Natur

Das Versprechen, auf einer Reise durch die Südsee die traumhaftesten Landschaften zu entdecken, hat die Reise in jeder Hinsicht erfüllt. Wir haben Buchten, Küstenstreifen, Bergkulissen, üppige tropische Täler gesehen, deren Schönheit wir uns haben kaum vorstellen können und die sich der Beschreibung in Worten entzieht. Was an interessanten Wildtieren zu Lande fehlt, ersetzen um ein Vielfaches die Meeresbewohner, die in diesen Gewässern in einer Buntheit und Vielfalt beobachtet werden können, wie wir das bisher nicht erleben konnten. Die unproblematische Begegnung mit auch gefährlichen Raubtieren wie Haien und Rochen erinnerte uns an das Erlebnis auf Galapagos, wo Landtiere und Vögel sich vollkommen natürlich und ohne Angst dem Menschen gegenüber beobachten ließen. Thomas hat auf seinen Tauchgängen die ungeheuer reiche Vielfalt an großen Meeresbewohnern in den Atoll-Lagunen und an den Durchlässen zum offenen Pazifik gelobt. Umso trauriger ist die Tatsache, dass das weltweite Korallensterben auch hier massiv zu beobachten ist. Die fast verzweifelten Versuche, widerstandsfähigere Korallen, die den Anstieg der Meerestemperatur besser verkraften können, anzusiedeln oder mit Mineralisierung zu unterstützen, geben zwar Hoffnung, wirken aber gleichwohl wie ein Don Quichotischer Angriff auf Windmühlenflügel. Auch oder gerade hier ist das Paradies massiv bedroht.

 

Die Geschichte und Gegenwart

Aus europäischer Sicht haben die Inseln eine kurze und junge Geschichte. Sie sind eigentlich erst durch James Cook in der Mitte des 18. Jahrhunderts ins Bewusstsein gerückt. Dabei wird erst durch die neueren archäologischen Forschungen deutlich, dass die Inseln schon vor 1000 Jahren von den Polynesiern mit unglaublicher nautischer Technik und Orientierung besiedelt worden sind.  Genaueres ist aber bisher nicht eindeutig erforscht.                    

Mit den ersten europäischen Siedlern und der massiven Ausbeutung von Kopra gelangten Krankheiten auf die Inseln, die einen Großteil der Bewohner hinweggerafft haben. Diesen Notstand hat die christliche Mission durch Entsendung von heilkundigen Missionaren ausgenützt. Im Zuge der konkurrierenden Aufteilung der Welt unter die Kolonialherren haben sich die Franzosen ab Mitte des 19. Jahrhunderts den Archipel unter den Nagel gerissen. Worauf die französische Verwaltung mit der gewaltsamen Unterdrückung der indigenen Sprache und Kultur in trefflicher Kooperation mit den christlichen Kirchen die altpolynesischen Traditionen so gut wie ausgemerzt haben. Aber gottseidank ist ihnen das nicht gänzlich gelungen. Dank einiger Forscher und Ethnologen, darunter an prominenter Stelle der deutsche Karl von den Steinen, haben sich Reste und Erinnerungen erhalten, an die die gegenwärtige Rückbesinnung auf die eigenen Traditionen anknüpfen konnte. Über das Wiederaufleben der Tattoo-Körperbilder habe ich schon berichtet. Auch die einheimischen Sprachen erfreuen sich einer lebhaften Renaissance. Gleichwohl haben französische Sprache und Lebensart sich wie ein Film über das Leben der Polynesier amalgamiert. In mancher Hinsicht fühlt sich die Welt Französisch-Polynesiens wie ein Stück Europa in den Tropen an. Dieser Eindruck wird verstärkt, wenn man vor den Verwaltungszentren und den Rathäusern neben der polynesischen und der französischen auch die Flagge Europas wehen sieht.

Dabei ist das Verhältnis der polynesischen Mehrheit zu Frankreich durchaus ambivalent. Immer wieder hat es wie auf anderen Inseln des Südpazifiks Unabhängigskeitsbestrebungen gegeben, wie beispielsweise in Neukaledonien, die sich aber hier wegen der eigenen Zerstrittenheit der politischen Gruppen nicht haben durchsetzen können. Deshalb begnügt man sich mit einer Art Teilautonomie, die vor allem steuerliche und ökonomische Unabhängigkeit, nicht nur mit der eigenen Währung, die aber fest an den Wert des Euro angebunden ist, garantiert. Grundsätzlich hat man sich aber unter dem Schirm der Subventionen, des Rechts- , Bildungs- und Gesundheitssystem des französischen Staates ganz komfortabel eingerichtet. Die Atombombenversuche auf den Atollen Muroroa und Fangataufa, die die französischen Regierungen von 1966 – 1996 durchführte, haben die Polynesier aber zurecht nicht vergessen und dringen mit Nachdruck und unermüdlich auf Entschädigung. Thomas hat in seinem Beitrag über Fakarava darüber berichtet. Nach jahrzehntelanger Weigerung Frankreichs, die Verantwortung für diese Umwelt- und Gesundheitskatastrophe zu übernehmen, hat im letzten Jahr Präsident Macron als erster die Schuld Frankreichs zwar anerkannt, aber keineswegs sich dafür bei den Polynesiern entschuldigt oder gar Entschädigungen zugesichert. Die nukleare Vergangenheit der genannten Tuamotuatolle gleicht immer noch einer offenen Wunde, zumal neuere Forschungen nachgewiesen haben, dass die Fall-outs einiger Atombombenversuche die Gegend bis hin zu den Gesellschaftsinseln verseucht haben. Deshalb fordern die Polynesier zu Recht und mit Nachdruck endlich Entschädigungszahlungen und auch die Bereitschaft zum Einstehen der französischen Regierung für die gesundheitlichen Folgekosten der Atomwaffentests.

 

Paul Gauguin und das Klischee des Paradieses auf Erden

Als Gauguin 1891 aus Sehnsucht nach dem von der westlichen Zivilisation noch gänzlich unberührten Inselparadies auf Tahiti landete, hatten der französischen Kolonialismus und die christlichen Missionare die ursprünglichen Traditionen der Polynesier schon fast ausgelöscht. Ob der Mythos vom unverdorbenen „edlen Wilden“ eines Jean-Jacques Rousseau überhaupt jemals auf die Inselwelt anzuwenden war, ist eher zweifelhaft. Archäologische Funde und die Legenden der einheimischen Bevölkerung machen deutlich, dass es hier wie anderswo auch kriegerische Auseinandersetzungen der Urbevölkerung um fruchtbares Gelände, um Macht und Einfluss, ja sogar Kannibalismus gegeben haben soll. 100 Jahre vor Gauguin hat der französische Graf Louis-Antoine de Bougainville auf einer Forschungsreise durch die polynesische Inselwelt dieses Klischee vom „Paradies auf Erden“ in seinen Berichten geschaffen. Aus missverständlicher Interpretation des von christlicher Moral noch unverfälschtem Sexualverhaltens der Einwohner verklärte der Graf auch die Inseln als „Nouvelle Cythère“ in Anlehnung an den Geburtsort der Liebesgöttin Aphrodite bei der Insel Kythera. Als Gauguin dann mit der vorgefundenen Realität konfrontiert wurde, die so gar nicht dem Mythos entsprach, war er tief enttäuscht, dort weder paradiesische Ursprünglichkeit noch die „freie Liebe“ vorzufinden. Bei seinem zwei Aufenthalten auf Tahiti und dem Paradox, einerseits von der enttäuschten Sehnsucht nach dem Paradies depressiv geworden sein zu sein, auf der anderen Seite mit der Selbstinszenierung als „wilder Künstler“ zu leben. So transportieren die vielen bekannten Bilder, die in dieser Zeit entstanden, den Schein vom exotischen Paradies. Diese innere Zerrissenheit des Malers hat die jüngste Ausstellung in der Nationalgalerie Berlin unter dem vielsagenden englischsprachigen Ausstellungsmotto „Why are you angry?“ thematisiert, auch nicht verschwiegen, dass der Künstler wegen seines Zusammenlebens mit jungen Polynesierinnen wohl heute mit einer Anklage der Verführung Minderjähriger zu rechnen hätte. Auch viele Schriftsteller lockte der weitverbreitete Mythos immer wieder an. Autoren wie Jack London und Hermann Melville, die zwar durchaus den harten Lebenskampf der Einwohner schilderten, spürt man gleichfalls das verzaubert Sein von der unglaublichen Natur. Diesem Zauber waren auch wir erlegen. Das Klischee von den freizügigen Südseeschönheiten scheint ebenfalls unausrottbar, hat es der Fotojournalist Adolphe Sylvain in den fünfziger Jahren doch mit seinen Aktbildern noch einmal befeuert.

 

Tourismus und Gastronomie

Dass der Tourismus sich bisher nur auf ganz wenige Inseln konzentriert, aber auch da wegen der hohen Preise sich kein Massentourismus und keine Hotelburgen etabliert haben, ist von uns als angenehme Bedingung wahrgenommen worden. Auf Bora Bora haben wir zähneknirschend den etwas ausgeprägteren Tourismusbetrieb und das dadurch besonders hohe Preisniveau hingenommen, weil Bora Bora nicht nur das ultimative Sehnsuchtsziel von Katrin und der eigentliche Motor für die ganze Reiseunternehmung war, sondern eine wirklich unglaublich schöne Insel. Mit dem steilen bizarren Berg in der Mitte und dem durch viele kleine Motus gezierten Korallenriff um die Insel herum wirkt Bora Bora geradezu wie der Inbegriff einer Südseeschönheit.  Auf allen anderen Inseln haben wir kaum ausgeprägten Tourismus und noch sehr viel Ursprünglichkeit erlebt. Was uns aufgefallen ist: außer den auf Bora Bora häufiger anzutreffenden englischsprachigen Touristen sind wir sonst fast ausschließlich Franzosen begegnet, verschwindend wenig Deutschen. Die dürftige touristische Infrastruktur bedingt auf den Marquesas Inseln ein geringes Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten und gastronomischen Einrichtungen. Wir hatten Glück, dass wir rechtzeitig unsere Unterkünfte gebucht hatten. Eine spontane Suche vor Ort hätte zu schwierigen Situationen führen können.

Über die Gastronomie habe ich mich an anderer Stelle ausführlicher ausgelassen. Zusammenfassend nur so viel: die Gerichte sind zwar allenthalben sehr teuer, aber nur an wenigen Stellen gut zubereitet gewesen, in der Regel eher mäßig gut, oft aber auch miserabel. Da passte es gut, dass die Kücheneinrichtungen bei zwei komfortablen Ferienwohnungen es ermöglichten, selbst zu kochen. Wenn man - wie wir leider - einen Wein als Begleiter eines ordentlichen Essens schätzt, dann macht sich der Schwund im Portemonnaie schnell bemerkbar.

 

 

 

 

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