17. - 19. Mai von der "Mitte der Welt" bis zum Markt von Otavalo
Donnerstag, den 17. Mai, haben wir in unserem Hotel "Travellers Inn" ganz ruhig mit Vorbereitungen, Organisation und Planungsüberlegungen für die gemeisamen Ecuadorunternehmungen mit unserem Freund Thomas verbracht. Mehrmals habe ich mit dem Hotelmanagement vereinbart, dass Thomas am Flughafen mit dem Taxi abgeholt werden soll. Aber diese enorme Organisationsleistung haben sie offenbar nicht schultern können. Denn als Thomas um 23 Uhr 30 (Ortszeit) nach unendlichem Flug von Frankfurt via Bogota endlich gelandet ist, wartet kein verabredetes Taxi auf ihn. Mit einem gerade vorhandenen Taxi fährt er nach kurzer Wartezeit selbst zum Hotel. Er hat gerade noch die Kapazität für einen Begrüssungsschluck, bevor ihn Morpheus davon trägt.
Freitag, 18. Mai. Nun sind wir zu Dritt, eben "Drei Musketiere". Jetzt wollen wir dies Land am Aequator doch richtig kennen lernen. Nach dem Frühstück generalstabmässige Planung der nächsten drei Wochen. Thomas schliesst sich unserem Vorschlag an, drei Tage den tropischen Regenwald Ecuadors zu erleben. In den Tagen davor habe ich verschiedene Angebote von Veranstaltern eingeholt. Die Reiseagentur, mit der wir von Deutschland aus schon die Galapagos-Kreuzfahrt gebucht haben, hat das interessanteste Angebot vorgelegt. Die uns schon bekannte Mitarbeiterin Liliana klärt mit uns die Einzelheiten und wir willigen in die Vorschläge ein.
Die restliche Zeit des Vormittags, bevor wir am Nachmittag nach Otavalo fahren, nutzen wir für einen Ausflug zum "Mitad del Mundo" (Mitte der Welt). 23 Kilometer nördlich von Quito hat Charles Marie de La Condamine mit einer französischen Expedition 1736 als erster Europäer die genaue Position des Äquators bestimmt. So genau ist es nun doch nicht. In Zeiten von GPS hat man errechnet, dass sich der Aequator 240 m nördlich dieser Messungen befindet. Gleichwohl ist das Aequatormonument (ein Obilisk mit einer Weltkugel, über die der Aequator als Band läuft), das in den Jahren von 1979 bis 1982 errichtet worden ist, eindrucksvoll. Natürlich muss jeder von uns mal den einen Fuss auf die nördliche, den anderen auf die südliche Halbkugel setzen. Nur Katrin versucht, auf dem Aequator lang zu balancieren. Dieser Ort ist auch noch aus einem anderen Grund bedeutsam: Just an diesem Platz ist der höchste Punkt (2.400 m) auf dem 40.000 km langen Aequator. Die französische Geodäsieexpedition 1736 hatte Ecuador ausgewählt, weil hier feste Orientierungspunkte mit Berggipfeln und Tälern vorhanden sind. Sonst läuft der Aequator über Meere und ständige sich verändernde tropische Regenwälder. Nach einem Mittagessen in der kleinen Ausflugsstadt um das Denkmal herum fahren wir mit dem Taxi zurück zu unserem Hotel, um die Rucksäcke zu holen und uns zum Busterminal Norte bringen zu lassen.
Wir erwischen noch einen Bus nach Otavalo, der gerade nach Sonnenuntergang dort ankommt. Das vorgebuchte Hotel ist ein Juwel mit einem wunderschönen Patio. Schon der erste Eindruck dieser Stadt im Norden Ecuadors nimmt uns gefangen. Hübsche Häuser aus der Kolonialzeit, erkennbar saubere Strassen, gepflegtes Ambiente. Das Restaurant in unserem Hotel ist offenbar konkurrenzlos. Deshalb lassen wir uns hier auch ein vorzügliches Dinner schmecken.
Samstag, 19. Mai Markt von Otavalo - Laguna de Cuicocha
Der Samstagsmarkt von Otavalo gehört zu den berühmtesten ganz Südamerikas. Zunächst lassen wir uns mit dem Taxi zum "mercado animales vivos" bringen. Auf einem freien Feld an der Panamericana bieten unzählige Händler und Händlerinnen Kleintiere, Geflügel, Schafe, Schweine und Kühe feil. Immerhin ein einsames Lama ist auch dabei. Die bunte Vielfalt, das Stimmengewirr der Feilschenden und die eindrucksvollen Trachten (Frauen tragen meist dunkle Röcke, gestickte Blusen, prächtige gewirkte breite Gürtel und meist ein Baby in einem Tuch am Rücken. die Männer weisse Hosen, eine bunte Weste und einen Hut, hinter dem ein langer Pferdeschwanz hervorlugt.) Interessant sind die Verkaufsgespräche bei den Meerschweinchen, wo die Käuferinne die Tiere genau in Augeschein nehmen und auch die Geschlechtsmerkmale untersuchen. Natürlich lässt Katrin es sich nicht nehmen, die Kinder mit kleinen Geschenken zu erfreuen. Wir sind schon ziemlich spät auf diesem Markt. Deshalb erleben wir auch, wie manche Tiere wieder auf die Lastwagen verladen werden. Die Schweine wehren sich mit aller Macht und höllischem Geschrei. Es benötigt schon drei bis vier Männer, um die widerspenstigen Tiere auf die Lastwagen zu bugsieren.
Der Markt erstreckt sich von der Panamerikana bis in die Innenstadt. Ein unglaubliches Schauspiel. Auch wir mischen uns mit einigen Dingen ins das Kaufgeschehen. Vor allem an Früchten können wir uns kaum satt sehen. Einige schon geschätzte, aber auch neue exotische Früchte haben es uns angetan. Thomas findet eine Kneipe, wo das Champion League Finalspiel zwischen Bayern München und Chelsea im Fersehen übertragen wird. Der Wirt bringt immer neues Popcorn, um die Nervenanspannung und dann den Enttäuschungsfrust über das Ergebnis zu kompensieren.
Noch im Tageslicht bringt uns ein Taxi zur Laguna de Cuicocha, einem Kratersee 20 km nordwestlich von Otavalo, der wegen der zwei Inseln in der Mitte, die wie zwei an einander gekuschelte Meerschweinchen aussehen, in Quechua Meerschweinchensee heisst. Eine andere Erklärung führt den Namen auf eine Verbalhornung eines alten Bezeichnung "Curicocha" (= See der Götter) zurück. Göttlich ist allerdings der Anblick des Sees und auch die Aussicht auf das im Tal liegende Otavalo im Dämmerlicht. Leider verhüllt sich der Vulkan Cotacachi, den wir am nächsteen Tag besteigen wollen in dichte Wolken. Vermutlich haben wir uns aber zuviel vorgenommen. Der Auf- und Abstieg würde wohl mindestens einen ganzen Tag in Anspruch nehmen. Deshalb entscheiden wir uns - auch im Angesicht des unsicheren Wetters - für die Wanderung rund um den See.
In dem kleine Hotel sind wir fast die einzigen Gäste. Ausserdem verschwindet das Personal nach unserem Abendessen, so dass sich Katrin so unsicher fühlt in dem sonst grosszügigen Bungalow, dass sie die Nacht fast kein Auge zumacht. Ausserdem wird es hier in 3.000 m Höhe schon recht ungemütlich kalt.
20. Mai Laguna de Cuicocha - Quito
Am Morgen ist der See in dichten Nebel gehüllt. Umso mehr stellt sich die Entscheidung auf den Gipfel des Cotacachi zu verzichten als richtig heraus. Der Wanderweg um die Laguana Cuicocha ist gut ausgebaut, so dass wir ihn auch im dichtesten Nebel finden. In Ermangelung der Fernblicke beanspruchen die kleinen Merkwürdigkeiten am Wege wie Blumen und Pflanzen unsere Aufmerksamkeit. Den Aufstieg bis zum höchsten Punkt leisten wir im Nebel. Doch dann reissen die Nebelschleier auf und geben einen unglaublichen Blick auf den See und die beiden "Meerschweinchen"-Inseln frei. Wir befinden uns genau hoch über dem Gegenufer zu unserem Hotel. An einem Mirador nehmen wir unseren Lunch in Form von exotischen Früchten (Chirimoya, Pepino, Grenadine und eine Frucht, die wie eine Tomate aussieht, auch so heisst, aber süsssaures Fruchtfleisch besitzt. Oftmals halten wir an, um die atemberaubenden Blicke zu geniessen. Nur der Cotacachi verhüllt sich weiter mit Wolken. Der Pfad führt in stetigem Auf und Ab am nördlichen Ufer entlang, durch ein kleines Flusstal und schlängelt sich wieder hinauf zu einem kleinen Nadelwäldchen, das uns sehr an den heimatlichen schwarzwald erinnert. Der Wanderführer hat uns eigentlich nach fst 5 Stunden Wanderung eine Hosteria versprochen, wo wir eine hochverdiente Cervezita geniessen könnten. Allein dort steht nur ein Ruine. So müssen wir 4 km auf staubiger Landstrasse abwärts schreiten, bis wir zu dem Ausflugslokal direkt am See gelangen. Welch eine Labsal, hier Forelle zu schmausen und ein Bierchen zu zischen.
die Rückfahrt mit Taxi nach otavalo, Bus nach Quito und Taxi bis zu unserem "Basislager" Hotel geht lückenlos wie Brezelbacken. In unserem "Traveller Inn" fühlen wir Drei uns schon zu Hause. Auch der Kampf um eine warme Dusche gehört schon dazu. Meist wird das Wasser kalt, wenn man sich gerade einchamponiert hat.