Erlebnisse in Laos

9. – 10. 2. 2016  Chiang Mai (Thailand) – Houay Xay (Laos) – Luang Nam Tha

Die Fahrt mit dem Minivan von Chiang Mai nach Nordosten zur Grenze nach Laos verlief problemlos und komfortabel. Durch eine abwechslungsreiche Landschaft, hügeliges Bergland, weite Ebenen mit abgeernteten Reisfeldern brachte uns der Kleinbus zunächst nach Chiang Rai. Wir übergehen die Provinzstadt, da sie wenig Interessantes bietet, eher als Ausgangpunkt für Trekkings zu den Bergstämmen geeignet ist. Aber das wollen wir ja lieber im weniger touristisch erschlossenen Laos unternehmen. Ein weisser Tempel, der aussah, als wäre er aus Zuckerguss lockte Hunderte von chinesischen Touristen an, uns erinnerte das enorm kitschige Bauwerk eher unangenehm an Neuschwanstein, so dass es uns zu pass kam, nur für einen kurzen Mittagshalt in Chiang Rai zu verweilen.

Die Grenzabwicklungen fielen erwartungsgemäss kompliziert aus, vor allem wegen mangelnder Information. In der thailändischen Grenzstadt Chiang Khong mussten wir den Bus wechseln, bis zum Ausreiseposten, dann zu Fuss weiter bis an den laotischen Grenzposten. Die üppige Architektur der Zoll- und Grenzanlagen, wohl als Präsentation der Volksrepublik Laos, standen in merkwürdigem Kontrast zum Verhalten der Grenzposten. Wir dachten, dass wir mit unseren Visa, für die Thomas extra nach Berlin zur Botschaft gereist war, problemlos einreisen dürften. Wir mussten noch ellenlange Einreisepapiere ausfüllen und brauchten länger als die Mitreisenden für ihr Visum on Arrival. Und dann wollte der Beamte auch noch extra einen Dollar mit einer scheinheiligen Begründung, von uns sogar in Ermangelung kleiner Dollarschein 100 TBH (was 3 USD entspricht). So machen wir als erste Erfahrung mit dem neuen Land Bekanntschaft mit der Korruption.

Aufgrund mangelhafter Kommunikation dauerte es noch 1 ½ Stunden, bis wir endlich von der Grenzstation nach Houay Xay befördert wurden. Gottseidank hatte Thomas unser Hotel „Riverside“ schon vorgebucht, so dass wir in der Dunkelheit nicht noch auf Suche gehen mussten. Der Blick vom Hotel über den Mekong entschädigte für die Unannehmlichkeiten bei der Einreise. Auch das laotische Abendessen im Hotel machte einen guten Eindruck, bis auf den Mekongfisch, den Thomas bestellt hatte und ihn wegen Ungeniessbarkeit wieder zurückgehen lassen musste. 

Houay Xay entpuppte sich als langweiliger, verschlafener Ort, aber mit allen Fazilitäten, so dass wir auch die Weiterfahrt nach Luang Nam Tha organisieren konnten. Lediglich der Geldautomat spuckte nur 100.000 Kip aus, was etwa 10 Euro entspricht. Also müssen wir die mitgebrachten Dollar tauschen. Es ist folglich nicht ganz so bequem, Laos zu bereisen wie die anderen Länder bisher.

Die Fahrt mit dem Minivan von Houay Xay nach Luang Nam Tha im Norden zum Dreiländereck (China, Myanmar,Thailand) war spannend und abwechslungsreich, führte sie doch durch eine grandiose Berglandschaft. Die kurvenreiche Strecke machte zwei einheimischen Frauen offenbar ziemliche Probleme, denn sie mussten sich mehrfach übergeben. Die Provinzstadt Luang Nam Tha begrüsste uns mit freundlicher und angenehmer Atmosphäre. Da sie in den siebziger Jahren durch die massiven Bombenangriffe der Amerikaner fast völlig zerstört wurde, bestimmen neue Bauten das Bild der Stadt. Wir finden ein hübsches Guesthouse und auch schon eine interessante Trekkingagentur, um für die nächsten Tage unsere geplante Tour zu organisieren.

 

11. -13. 2.  Trekkingtour  im „Goldenen Dreieck“

Ein Minivan bringt um 8 Uhr 45 die 6 Teilnehmer (einschliesslich uns 3) und Guide an den Startpunkt. Es beginnt gleich spannend mit einer Ueberquerung des Nam Thongan einer Furt. Der Weg führt durch Gemüsegärten, die die Bevölkerung in den Ueberschwemmungsflächen während der Trockenzeit angelegt hat, steil durch Bananenanpflanzungen in den Urwald. Der Pfad folgt den Geländefalten, so dass auch jedes kleine Quertal mit einem Bach den Abstieg erzwingt, um dann an der anderen Seite sich wieder hoch hinauf zu winden. In den lehmigen Boden eingegrabene Trittspuren erleichtern das Steigen. Für Katrin wird die Tour nach 3 Stunden durch Beschwerden der Achillessehne eher unangenehm. Unser Lunch wird uns in einer Bambushütte im Wald an dem höchsten Punkt der Wanderung gereicht, ein üppiges Mahl aus Klebereis und Pan Kah Gemüse mit einem Bananendessert. Gestärkt treten wird den Abstieg an, der aber eben aus den oben beschriebenen Gründen nicht nur Abstieg, sondern wellenartiger Auf- und Abstieg bedeutet. Am späten Nachmittag erreichen wir das Dorf Nam Khoune  der Minderheit der Lanthen und sind bei dem Vizedorfältesten Kam Seng Hough einquartiert. Es ist eher „basic“ als komfortabel, aber das haben wir auch nicht anders erwartet. Die Dorfbewohner (406 an der Zahl - 37 Familien) sind daran gewöhnt, dass Fremde sie besuchen und geben uns ein freundliches Willkommen. Vor allem für die Kinder sind wir eine erfreuliche Abwechslung.  Katrin weichen die Kinder nicht mehr von der Seite, als sie mit kleinen Geschenken von ihr bedacht werden.

Wir wundern uns etwas über den Kontrast zwischen den sehr einfachen und ärmlichen Lebensbedingungen und den grossen Sat-Schüsseln, die ja das „moderne“ Leben in die Hütten hineintragen. Die Häuser sind traditionsgemäss auf Stelzen gebaut, um Ungeziefer und Ueberschwemmung fernzuhalten. In der Trockenzeit dient dieser Raum als Staufläche, Hühner- oder Schweinestall. Die Wände sind aus Bambus geflochten, ebenso viele Dächer aus Bambus und Palmblättern; aber Wellblech macht sich hier auch schon breit. Der Ort erfreut sich über Elektrizität, die seit 5 Jahren das Dorf erreicht hat. Ansonsten versetzt uns das Leben dieser Menschen in weit zurückliegende  Vergangenheit. Unser Abendessen wird auf einer offenen Feuerstelle zubereitet, es besteht aus Klebereis und dem bekannten Pan Kah-Gemüse. Ein bisschen Chili fördert den Geschmack. Und als Digestiv schenkt uns der Gastgeber von seinem selbst gebrannten Reis-Whisky ein. Alle trinken aus demselben Becherchen; für Hygieneapostel ist der Aufenthalt im Dorf ja auch nicht gedacht.

Die Nacht wird jäh durch ein zigfaches Hähnekrähen abgekürzt, sämtliche Hähne versuchen sich gegenseitig über 2 Stunden zu übertreffen. Im Halbschlaf träume ich in grimmigem Trotz von einer grossen Hähnchenschlachterei. Das Frühstück besteht –welche Variation – aus Klebereis und Pan Kah. Katrin ersteht ein paar Bananen im Ort. Der Vizedorfälteste ist auch für die Erwachsenenbildung im Dorf verantwortlich. Deshalb nutzt er die Gelegenheit unseres Besuches, sich noch ein wenig über Astronomie (Entfernung Erde-Mond-Sonne, Weltraumfahrt etc.) von uns weiter bilden zu lassen, denn darüber hat er offenbar keinen Schimmer, aber die Einwohner scheint das sehr zu interessieren.

Zu unserer Freude gibt es im Ort eine Elementarschule, von der EU gestiftet, in die die Kinder am Morgen streben, allerdings offenbar ohne Pünktlichkeitszwang. In der ersten Pause lernen wir die 3 Lehrer der Schule kennen, bevor wir dann weiter marschieren. Heute ist der Weg abwechslungsreicher, er führt bisweilen durch richtigen Urwald mit gewaltigen Baumriesen und dichtem Unterholz. Leider kann Katrin wegen ihrer Achillessehne die Wanderung nur eingeschränkt geniessen. Nach dem Mittagessen, das neben der üblichen Speisefolge auch noch Eierkuchen mit Ingwer anbietet, wandern wir durch ein romantisches Flusstal mit vielen spannenden Flussüberquerungen, sogar an einem wegen der Trockenzeit etwas defizitären Wasserfall vorbei zum Endpunkt der ersten 2 Tage. Hier werden Katrin und die 3 weiteren Trekkinggefährten abgeholt und nach Luang Nam Tha gebracht. Thomas und ich bleiben hier, um noch einen dritten Trekkingtag zu unternehmen. Wir übernachten in einer Eco-Lodge, Bungalows auf hohen Stelzen am Flussufer, die nur aus Naturmaterialien, Holzbalken und Wänden aus Bambusgeflecht hergestellt sind. Das Murmeln des Flusses und das Laute Gequake unzähliger Frösche dienen als wunderbares Einschlafkonzert.

Das Frühstück fällt heute besonders üppig aus, Nudeln in einer chinesischen Instantsuppe, lecker. Wir wandern die staubige Landstrasse entlang zu dem Dorf Sop Sim , das von der Khmu-Minderheit bewohnt wird. Hier beobachten wir einen Messerschmied, der wie vor 2000 Jahren das Gerät am offenen Feuerchen mit einem Hammer schmiedet. Hier müssen wir auch den  Nam Tha überqueren. Es wird ein grosses Abenteuer, denn wir werden von einem Fährmann in einem schmalen, höchst  wackligen Kahn hinübergefahren. Es wäre vielleicht lustig, wenn wir nicht die teuren Kameras und unsere Wertsachen einschliesslich Pässe dabei hätten. Auf der anderen Flussseite führt der Weg jäh in die Höhe.  Zwei Frauen aus dem Dorf begleiten uns und tragen das Mittagessen zum Lunchplatz auf der Passhöhe. Es gibt heute zur Abwechslung als Beilage zum Klebereis mal Bananenblüten. Die Trekkingtour macht es einem leicht, Vegetarier zu werden.

Auf der anderen Bergseite führt uns der schmale Pfad hinunter an eine andere Biegung des Nam Tha, über den wir dann noch mal, allerdings in einem breiteren und stabileren Boot setzen. Wir sind heute ausschliesslich durch Bambuswald gewandert, das macht die Tour im Vergleich zu den vorhergehenden Tagen etwas eintönig. Für die ganze dreitägige Tour gilt: keinerlei Tierbegegnungen, selbst Vögel machen sich rar, geschweige denn Affen. Wir erfahren, dass die Tiere – sogar im Nationalpark – Opfer von Wilderei geworden sind. Man versteht, dass wir über die Trekkingerlebnisse etwas enttäuscht sind, zumal unser Guide zwar den Weg kennt, aber wenig über die Pflanzen und Bäume erzählen kann. Ausgenommen von den Begegnungen mit den Minderheiten in ihren Dörfern bringt das Unternehmen einen eher dürftigen Ertrag. Thomas sieht das nicht ganz so streng. Ihm hat auch schon die Bewegung an der frischen Luft gut getan.

 

14. – 16. 2.   Nam Tha  -  Houay Xay  – auf dem Mekong nach Luang Prabang

Am Nachmittag bringt uns der öffentliche Bus von Luang Nam Tha nach Houay Xay an den Mekong zurück. Wir erleben als die wenigen Touristen auf der Fahrt nun hautnah die Alltagsfolklore mit wahnsinnigem Gepäcktransport und endlos langweiliger Musikkulisse. Indes, die Fahrt durch die mit der untergehenden Sonne verblauenden Berge ist eindrucksvoll. In Laos sind die Busterminal besonders weit ausserhalb der Städte. Also stand uns wieder der Kampf mit der TukTuk-Maffia bevor. Thomas erstritt jedoch energisch den üblichen Preis, so dass wir dann doch ganz passabel gegen 20 Uhr in unserem Riverside-Hotel eintrafen.

Am frühen Morgen kaufen wir die telefonisch von Thomas schon vorbestellten Tickets für die Bootsfahrt nach Luang Prabang. Da das Kartenlesegerät für die Kreditkarten nicht funktionert kommen wir etwas in einen Geldengpass. Aber die junge Frau von der Ticketagentur geht mit uns zur Bank und siehe da, mit Hilfe des Bankangestellten können wir die Restriktion beim Geldautomaten umgehen und eine ordentliche Summe ziehen. Es geht also doch.

Die Boote sind – entgegen den Warnrufen der Reiseführer– nicht überbucht, so dass wir uns auf eine komfortable Fahrt freuen können. Allerdings startet das Boot erst 1 ½ später als angekündigt, eben laotisch pünktlich. Die sogenannten Slowboote sind lange, flache, überdachte Kähne, die den Tücken des Flusses Herr werden können. Wir haben reichlich Gelegenheit, die Lenkkünste der Skipper an den für uns unsichtbaren Untiefen, an Felsriffen vorbei und durch Wildwasser zu bewundern. Die zweitägige Fahrt auf dem Oberlauf des Mekong wird zu einem der ganz grossen Höhepunkte unserer Reise. Der Fluss hat sich zwischen mächtige Urwaldberge eingegraben. Da er gegen Ende der Trockenzeit wenig Wasser führt, ist das Aufspüren der Fahrrinne, die ja nirgends betonnt ist, eine Navigationsmeisterleistung, die wir in dem schwierigen Gewässer nicht müde werden zu bewundern. Die Dörfer liegen hoch über dem Ufer. An den Böschungen haben die Menschen Trockenzeitsgärten mit Gemüse und Salat angelegt, die dann während der Regenzeit vom Fluss geschluckt werden. An den Ufern suchen Rinderherden im Fluss ihre Tränke. An den Felsriffen und in stilleren Seitenarmen haben die Fischer ihre Stellnetze platziert. Dichtester Urwald wechselt sich ab mit Bananenanpflanzungen und Bambuswäldchen. Im Abendlicht wirkt die grossartige Flussszenerie fast schon überirdisch.

Die Strecke nach Luang Prabang ist in einem Tag nicht zu schaffen. Lediglich die Speedboote, die uns mit ohrenbetäubendem Lärm überholen, schaffen das in 6-7 Stunden. Aber das ist nichts für uns. Wir landen mit unserem Slowboot am Abend in Pak Beng und verbringen in einem einfachen Guesthouse die Nacht. Der ganze Ort lebt von den Bootstouristen, die hier übernachten müssen. Deshalb gint es auch jede Menge Lokale: Wir finden sogar ein indisches Restaurant, das eine wohltuende Abwechslung der Speisekarte ermöglicht.

Am Dienstag, den 16. 2., setzen wir schon früh um 9 Uhr die Fahrt auf dem Mekong fort. Sie wird genauso abwechslungsreich, spannend und eindrucksvoll wie am Vortag. Je mehr wir uns dem Ziel in Luang Prabang nähern, umso höher und schroffer türmen sich die Urwaldberge an den Flussufern auf. Gegen 16 Uhr landen wir weit ausserhalb der Stadt an. Gottseidank hat Thomas das schon gebuchte Hotel angewiesen, einen Abholservice zu organisieren, so dass wir ganz entspannt die 10 km in die Stadt hinein zu einem hübschen Hotel gefahren werden.

Ein Abendspaziergang vermittelt einen ersten Eindruck von einer hübschen, gepflegten und ansprechenden Stadt mit ansehnlicher Architektur und viel Grün. Der Sonnenuntergang am Mekong spielt einen romantischen Schlussakkord für diesen Teil der Reise auf.

 

16.2. – 20.2  Luang Prabang  - die alte Königstadt von Laos

Luang Prabang ist uns von mehreren Seiten als ein Juwel unter den Städten Asien angepriesen worden. In der Tat hat diese Stadt, die auf einer Halbinsel zwischen dem Nam Khan und dem Mekong liegt, viele Reize. Es fällt auf den ersten Blick auf, dass die Grundstücke in viel Grün eingebettet sind, das Architekturensemble aus traditionellen laotischen Holzhäusern, aus gut erhaltenen Kolonialbauten und gepflegten neuen Häusern macht das Bummeln durch diese Stadt zum Erlebnis. Das hat natürlich auch der Massentourismus entdeckt. Die Hauptstrasse am Königspalast gleicht mit ihren Bars, Restaurants, Tourismus-Agenturen und vor allem nach Eintreffen der Dunkelheit dem Nachtmarkt mit Massen von billigem chinesischen Andenkenkitsch und nur wenigen laotischen Handwerksstücken einem touristischen Overkill. Aber auch hier gilt: wenn man diesem touristischen Epizentrum entflieht, erlebt man diese Stadt ganz individuell.

Das trifft sogar für die Hauptsehenswürdigkeit zu, den Wat Xieng Thong. Dieser Tempel, von König Setthathirath 1560 gegründet, als er wegen der birmanischen Angriffe seine Hauptstadt weiter südlich nach Vientiane verlegt hat, gehörte ohne Zweifel zu den grossartigsten Tempel, die wir bisher gesehen haben. Er wollte damit demonstrieren, dass Luang Prabang immer noch religiöses Zentrum des Landes sei. Hier sind ein paar Worte über die lange Geschichte dieser Stadt angebracht. Der laotische Prinz Chao Fa Ngum, der lange Zeit am Hof von Angkor gelebt hat, führte das Land aus dem Status eines Vasallenstaates der Khmer hinaus und  errichtet 1353 ein erstes laotisches Grossreich mit der Hauptstadt Luang Prabang. Bezeichnenderweise nannten die Laoten den neuen Staat Lan Xan Hom Khao (Das Land der Millionen Elefanten). Er führte den Buddhismus als Staatsreligion ein und baute viele Mönchsklöster. Trotz der wechselvollen Geschichte in den Jahrhunderten danach hat man immer noch den Eindruck, dass die Mönche das Stadtbild prägen. Wir hören, dass noch 8000 Mönche in Luang Prabang leben.

Der Tempel ist ein schönes Beispiel des eigenen laotischen Stils: mit dreifach gestaffeltem, fast den Boden berührendem Dach und die von halbrunden Bögen abgeschlossene schön geschnitzte Holzblende an der Eingangsseite Auf der Rückseite zieht ein Glasmosaik, das Flammenbaum darstellt unsere Aufmerksamkeit an sich. Besonders zart sind die 17 in Dreiecksform aufstrebenden Säulchen auf der Mitte des Dachfirstes mit Schirmchen (die Blumen des Himmels genannt), die die Götterberge symbolisieren sollen. An dem von den Franzosen „Rote Kapelle“ genannten Schrein erzählt ein Glasmosaik die Geschichte des weisen Kaufmannsohns Siaw Sawath, eingebettet in ländliche Szenen. Das merkwürdigste und zugleich prächtigste Gebäude beherbergt die Begräbniswagen des 1959 verstorbenen Königs Sisavang Vong. Im Inneren bewundern wir viele Buddha-Figuren in der Regenanrufungsgeste. Offenbar liegt der Tempel zu weit weg von Tourismusmeile, so dass eine mässige Besucherzahl die Atmosphäre nicht beeinträchtigt. Denn die Tempel laden im Allgemeinen zu Ruhe und Besinnung ein, wozu Massenandrang kontraproduktiv ist.

Vor diesem Höhepunkt haben wir an der Mündung des Khan den Wat Pak Khan besucht. Hier wird die laotische Dachform variiert. Das dreistufige Satteldach wird noch einmal von einem rund um das Gebäude laufenden Pultdach unterfangen. Man muss schon genau hinsehen, um die feinen Variationen wahrzunehmen.

Aus dem Rahmen fällt die Halle für den Pha Bang Buddha auf dem Gelände des Königspalastes. Der Mittlere Teil des Satteldaches ist sogar in vier Stufen abgetreppt. Hier wird eine hoch verehrte Buddhastatue aus einem Gemisch aus Gold, Silber und Bronze, die der erste König Chao Fa Ngum aus Angkor mitgebracht hat, aufbewahrt. Nachdem sie mehrfach gestohlen, entführt und ausgelagert worden ist, hat sie seit 1947 hier ihren festen Platz.

König Sisavang Vong hat den Palast 1907 anstelle eines hölzernen Vorgängerbaus in Stein errichten lassen. Nur der Audienzsaal ruft mit seinen farbigen Glasmosaiken unsere Bewunderung hervor. Die Privaträume der königlichen Familie sind eher schlicht. Der Königspalast ist ein krasses Beispiel der vielen Ungereimtheiten in diesem Land. In den Königspalast darf man nur eintreten wie in einen Tempel, ohne Schuhe, angemessene Kleidung, die Damen nicht mit freier Schulter, so dass man daraus eine ziemliche Verehrung der königlichen Familie ableiten kann. Gleichzeitig sind aber der letzte König Sisavang Vatthana, seine Frau und der Kronprinz im Umerziehungslager 1977 umgekommen.

Am südwestlichen Rand der Stadt suchen wir den Wat Mahathat aus dem 16. Jahrhundert auf. An seinem Eingang ist in bemaltem Stuck die populäre Liebesgeschichte von der Kinnari (Vogelmensch) Manola und dem Prinzen Sisouthon dargestellt. Die Figurenbilder wirken fast impressionistisch.

Mitten in der Stadt erhebt sich der heilige Berg Phou Si. Die Könige von Luang Prabang sahen in ihm ein Abbild des Götterberges Meru und liessen daher mehrere Tempel an den Hängen errichten. Wir wählen den Aufstieg durch die Hintertür, an drei hübschen Tempeln vorbei und einer Zeremonialgrotte mit vielen Buddhafiguren, bis dann den letzten Aufschwung steil bis zum 24m hohen Stupa erklimmen. Hier zeigt sich, dass wir richtig daran getan haben, nicht den direkten Zugang gegenüber des Königpalastes gewählt haben. Ein unendlicher Massenstrom, hauptsächlich chinesischer Touristen überschwemmt den Berg. An dem Stupa sitzen die Massen mit ihren Kameras wie auf der Hühnerleiter und harren des Sonnenuntergangs. In der Tat hat man von hier oben einen grandiosen Blick über die Stadt und die umliegenden Urwaldberge.

Am letzten Tag verfolgen wir unterschiedliche Aktivitäten. Katrin möchte gerne in ein Elefantencamp, Thomas will per Fahrrad die Stadt in einem grösseren Radius erkunden.

Katrin und Detlev fahren mit einer kleinen Gruppe in ein 25 km entferntes Elefantencamp. Während die anderen reiten, verbringen wir die Zeit, eine 47 Jahre alte Elefantenlady zu füttern. Wir erfreuen uns daran, das Tier zu beobachten, wie es zunächst elegant mit dem Rüssel Bananen entgegen nimmt. Dann zerstückeln wir mit der Machete einen Bananenbaum, den wir dann stückweise der Elefantendame anbieten. Es ist spannend, wie intelligent das Tier den Rüssel, Kiefer und Stosszähne einsetzt, um die Stücke zu zerkleinern. Danach setzen wir über den Mekong zu den Höhlen von Pak Ou. Ab dem 15. Jahrhundert sind die Höhlen als Wallfahrtstätte genutzt. Sowohl in der oberen als auch der unteren Höhle legen unzählige Buddha Statuen in jeglicher Grösse und Haltung ein eindrucksvolles Zeugnis von der grossen Verehrung der Bevölkerung.

Da ich (Thomas) mich statt der Elefanten-, für eine Fahrradtour entschieden habe, werden mir weniger Grosstier- und Minibuserfahrungen als Katrin und Detlev an diesem Vormittag in Luang Prabang zuteil. Zunächst einmal begebe ich mich auf den „Morning Market“, um die Spur des seinerzeit in Huay Xuay als ungeniessbar eingestuften Mekongfisches aufzunehmen. Tatsächlich liegt der „Mekong Catfish“ mit seinen langen Barten bereits an einem der ersten Verkaufsstände in der prallen Sonne von Fliegen umgarnt zum Verkauf bereit. Der als Wels zu identifizierende Grossfisch erscheint in seiner Gesamtheit wenig einladend zur Verspeisung auch anbetracht seiner wulstig fettleibigen Aussenseiten und gedrungenen knorpeligen Gesamterscheinung. Nichts wie weg also vom Markt und hin zu den „höheren“ Sphären der Erleuchtung, d.h. des Besuchs eines vergleichsweise wenig touristisch frequentierten Tempels vor den Toren der Stadt. Der Weg zum Phon Phuong Tempelkomplex führt über die „Old Bridge“  des Nam Khan Rivers, die ausschliesslich Mopeds und Fahrrädern vorbehalten ist. Nach viel Abgasgestank und LKW-Lästigkeiten ist der dem Phu Si-Heiligtum gegenüberliegende Tempelberg bald erklommen. Tatsächlich: Statt Unmengen (chinesischer) Touristen lungern auf dem schattigen Grün des Tempels nur ein halbes Dutzend (schuleschwänzender ?) laotischer Jugendlicher herum, die mich freundlich („Sabaidee“) begrüssen, sich dann aber doch schnell wieder ihren Smartphones zuwenden. Auf dem Rückweg entschliesse ich mich noch den saisonalen Fussweg („Bamboo Bridge“) zu nehmen, die nicht nur 5.000 KIP („halber Euro“) kostet, sondern auch nach jeder Regenzeit wieder von Grund auf neu zu errichten ist. Gerne bezahle ich den Obolus und betrachte die zahlreichen Mönche und Novizen die in der Mittagszeit zwischen verschiedenen Klöstern die Flussseite wechseln.

 

21.-22.2.  Vang Vien – Vientiane

Da die Busse für die Strecke zwischen Luang Prabang und der Hauptstadt Vientiane ungefähr 9 Stunden benötigen, wollen wir die Strecke halbieren und in Vang Vien Station machen. Der Ort wird in den Reiseführern wegen seiner landschaftlichen Reize so gepriesen, dass wir auch an einen Tag Aufenthalt gedacht haben und erst am 23. nach Vientiane weiterfahren wollten. Die Fahrt beginnt mit einem kräftigen Witz. Auf dem Busterminal wartet unser gebuchter VIP-Bus, an dem aber nur die schon abblätternde Aufschrift „VIP“ ist, ansonsten ein abgetakelter Schrotthaufen, an dem bis zur Abfahrt noch repariert wird. Wenn der Bus in technisch heruntergekommenem Zustand ist, muss der Fahrer gut sein. Das ist er in der Tat. Er kurbelt durch die unendlichen Kurven der Bergstrecke sicher und umsichtig. Bei jedem Halt betätigt er sich auch noch als Monteur. Die Strecke führt durch landschaftlich grossartige Bergregionen. Leider können wir wegen des diesigen Wetters, dem Nebel ab einer bestimmten Höhe und der dreckigen Scheiben die Ausblicke nicht vollauf würdigen. Aber wir bekommen eine Ahnung von der ausserordentlichen Schönheit.

Vang Vien empfängt uns mit bizarren Karstfelsen. Ansonsten schnappt in diesem „Dreckloch“ eine Massentourismusfalle besonderer Art zu. Der Ort ist überschwemmt von koreanischen, thailändischen und chinesischen Studenten, die hier den Beginn ihrer Semesterferien mit Fun und Party begehen wollen. Die Folge: die Hotels sind ausgebucht. Nach einer frustrierenden Suche in mehr als 25 Guesthouses und Hotels ergattern wir schliesslich das buchstäblich letzte Zimmer in einem Edelresort, das sich bei näherem Augenschein auch eher als mittelmässig heruntergekommen entblättert. Lediglich der Pool entschädigt für das hoffnungslos überbezahlte Zimmer. Es ist klar, hier wollen wir nicht noch einen Tag bleiben und arrangieren, dass wir das Hotel in Vientiane um einen Tag verlängern und schon einen Minivan nach Vientiane buchen. Von unserem Frühstücksplatz sehen wir, wie ein nicht abreissender Strom von Fahrradfahrern, TukTuks und Quads über die Hängebrücke in Richtung Karstfelsen strebt. In dem Rinnsal des Nam Song geben Speedboote ein Rennen. Mir fällt eine Zeile aus Schillers „Ring des Polykrates“ ein: „Da wendet sich der Gast mit Grausen….“ Wie gut, dass wir heute noch abreisen. Katrin nutzt die verbleibende Zeit noch zu einem Spaziergang in Richtung Karstberge und kann die Grossartigkeit der Landschaft, nachdem die Massen sich über das Gelände verteilt haben, ein wenig aufnehmen. Der Blick auf die bizarren mit Urwald überzogenen Felsen, die sich hintereinander verschachteln und dann im Dunst verblauen, hat etwas mystisches, nach ihren Worten. Wenigsten kann sie mit dem Ort auch etwas anderes als Tourismuswahnsinn verbinden.

Die Fahrt nach Vientiane in einem modernen Minivan ist wesentlich angenehmer, allerdings ist der Fahrer von jeglicher Englischkenntnis ungetrübt, was die Kommunikation erschwert. Beeinträchtigt wird die Fahrt aber vor allem durch den miserablen Zustand der Strasse. Wenn man bedenkt, dass die R 16 zur Hauptstadt führt, ist es kaum nachvollziehbar, dass die Strasse zu einem Schlaglochslalom zwingt und die Asphaltdecke immer wieder von unbefestigten Staubstrassen abgelöst wird und das oft durch die Orte hindurch. Ein kleiner Einblick in die mangelhafte Infrastruktur dieses Landes.

Im Gegensatz zu Bangkok oder HCMC empfängt uns Vientiane als eine gemütliche mittelgrosse Stadt. Unser Hotel ist eine kleine Oase der Ruhe, leider etwas angeschmuddelt, aber der Pool und die schönen Blumen im Garten machen das schon wieder wett. Störend ist nur der Staub, der von der unbefestigten Nebenstrasse aufgewirbelt, sich über alles legt, und das in einer Nebenstrasse im Botschaftsviertel der Hauptstadt!

22. – 25. 2. Vientiane

Wir waren am Ende unserer Vientiane Tage überrascht, wie wenig wir eigentlich unternommen haben. Das lag sicher nicht nur an dem schönen Garten in unserem Hotelareal mit sehr viel interessanten Blumen und dem erfrischenden Pool. Die Stadt hat unerwartet wenig Attraktionen zu bieten;  und die wenigen sind oft in einem beklagenswerten Zustand, so dass wir unsere Enttäuschung nicht verbergen können.

Das beginnt schon mit dem ersten „Highlight“  Wat Si Saket , das älteste erhalten gebliebene Heiligtum der Stadt, 1818 von König Anouvong gegründet. Die Buddhafiguren in der Wandelhalle sind in einem schlechten Erhaltungszustand und geben Zeugnis über das Interesse des Staates an diesem Teil der Geschichte. Auch in der Zeremonienhalle ist von den in Kunstführern gepriesenen Wandmalereien kaum etwas erhalten. An Einzelheiten kann man noch erkennen, von welch hoher Qualität sie mal waren. Wir sehen mit Freude, dass die Restaurationsarbeiten von Deutschland finanziert werden. So können die eindrucksvolle Architektur und die Wandmalereien auf Erhaltung, vielleicht sogar auf Restaurierung hoffen.

Am Eingang unserer Strasse wartet ein merkwürdiges Heiligtum auf, ein quadratischer Zentralbau aus den 90iger Jahren, der im Inneren einen mit Tüchern behangenen Lingam (Phallus-Symbol) trägt. Seit Tagen wird der Bau und das Gelände gesäubert. Offenbar steht ein Fest bevor.

Zum bedeutendsten Heiligtum der Stadt, wenn nicht sogar des ganzen Landes, fahren wir mit dem TukTuk über die Avenue Prachtstrasse auf eine Anhöhe im Nordosten der Stadt. Hier hat offenbar die Avenue des Champs-Élysées Pate gestanden. Den Tat Luang, einen eindrucksvoller mit Goldfarbe verzierter Stupa von 45m Höhe, hat König Setthatirath 1566 nach der Umsiedlung seiner Hauptstadt von Luang Prabang nach Vientiane als „Gipfel der Welt“ erbauen lassen. Nach der Legende soll der indische König Ashoka im 3.Jhdt v.Chr. einem Vorgängerbau einen Splitter aus dem Brustbein Buddhas als Reliquie geschenkt haben, was archäologisch nicht nachgewiesen werden kann, lediglich Vorgängerbauten aus der Khmerzeit. Durch die Zeitläufte ziemlich mitgenommen, mehrfach ausgeplündert, sieht man heute die von den Franzosen rekonstruierte Fassung von 1935. Auch wenn man die drei Plattformen leider nicht betreten kann, um die Details näher in Augenschein zu nehmen, beeindruckt uns das in seiner klaren Architektur monumentale Baudenkmal. Eigentlich hätte man sich den Eintritt sparen können, denn die Artefakte im umgebenden Wandelgang sind in einem erbärmlichen Zustand. Aber so ist es hoffentlich ein Beitrag zur Erhaltung. Die Bekrönung der Plattformen wechselt von zinnenartigen Lotosblättern auf der untersten zur Lotosblütenblätter auf der 2., zu 30 kleinen Stupas auf der 3. Plattform, die dreimal die 10 buddhistischen Tugenden darstellen sollen.  Die Anda, der zentrale Turm, ragt schlank und elegant in die Höhe und trägt auf der Spitze eine Bananenblüte. Der Stupa wurde 1991 in der neuen Verfassung als Staatssymbol deklariert und ziert nun die offiziellen Dokumente, immerhin. Auf der „Prachtstrasse“,  die Avenue Lane Xang zurück nach Downtown, stolpert man über das Siegesmonument, eine schlecht gelungene Melange aus dem Arc de Triomphe und einer Stupa. Aus dem Beton, den die USA zum Bau einer Startbahn bereit gestellt hatten, wurde 1969 dieses Ungetüm errichtet, deshalb wird es scherzhaft „die senkrechte Startbahn“ genannt. Es soll an den Sieg über die Kolonialmacht Frankreich erinnern. Wie fast jede Attraktion heruntergekommen, marode, baufällig, aber in jeder Etage voller Andenkenkitschläden, bietet das Bauwerk von der obersten Etage einen weiten Blick über die Stadt. Es fällt auf, dass die Stadt keine sichtbare Struktur hat, kaum Hochhäuser, aber angenehm viele Grünzonen.

Thomas hat das Nationalmuseum besucht und war über die geringe Zahl an Exponaten, die Präsentationsweise und den Zustand ziemlich entsetzt. Mal abgesehen von der einseitig aus der Perspektive der heutigen Regierung aus betrachteten Darstellung der laotischen Geschichte seien auch die anderen Exponate lieb- und einfallslos aufgestellt. Besonders eindrucksvoll sind ihm noch eine Bronzestatue des ersten Staatengründers Fa Ngum (1350) und drei Originaltonkrüge (1,60 m hoch) von der berühmten Ebene der Tonkrüge in Erinnerung.

Der Morgenmarkt inmitten der City ist immer noch der Mittelpunkt des täglichen Geschäftslebens. In den mit Wellblech überdachten niedrigen Hallen steht die heisse Luft und die unterschiedlichsten Gerüche mischen sich zu einem nicht nur für feine Nasen aggressiven Konglomerat, so dass man die Buntheit und Vielfalt kaum geniessen kann. Dagegen stehen die beiden Einkaufmalls in einem absoluten Kontrast. Hier warten in den a.c. gekühlten, marmor-, glas- und aluminumgestylten Hallen die Verkäufer auf Kunden. Gespenstische Leere, wo in anderen Hauptstädten der Bär tobt. Diese Konsumtempel wirken hier in Laos besonders deplatziert.

Der Mekong hat sich in der Trockenzeit weit hinter die Ueberschwemmungswiesen zurückgezogen. Die Menschen flanieren oder treiben Sport an der weit vom Wasser entfernten Uferpromenade. An dem grossen Auenpark prangt die Kollossalfigur des vorletzten Königs. Weil diese Figur ein Geschenk der UdSSR an die letzte Koalitionsregierung vor der Machtübernahme der Pathet Lao war, wurde sie von den neuen Machthabern nicht beseitigt. Es fällt auf, dass der König von vielen Laoten noch wie ein Heiliger verehrt wird. Und das lassen die Machthaber offensichtlich zu.

Die meisten Restaurants und Bars finden sich auch zwischen der Mekonguferstrasse und der Lao Plaza. Wir geniessen das variantenreiche und breite Angebot. Es herrscht zwar das touristische Flair, aber nicht unangenehm überbordend, so dass wir uns bald in dem Viertel wohl fühlen.

Was uns sonst noch aufgefallen ist: die französische Botschaft erstreckt sich über einen ganzen Strassenblock und fast in unmittelbarer Nähe zum Präsidentenpalast…

26. 2 – 2.3.   Si Phan Don (4000 Inseln) im Mekong

Von dem putzig kleinen Flughafen der Hauptstadt Vientiane fliegen wir mit Lao Air nach Pakse weit in den Süden der Volksrepublik. Dort finden wir auch sofort einen Van, der uns weiter zu den 4000 Inseln bringt. Die Strasse ist erstaunlich gut, wir kommen gut voran und sind guter Dinge, dass diesmal alles reibungslos klappt. Diese Hoffnung zerschellt sehr bald an der Unfähigkeit unserer Fahrerin, Adressen oder Karten zu lesen oder gar ein paar Brocken Englisch zu verstehen. Nach einigem Herumirren auf der falschen Insel treffen wir gottseidank auf einen Menschen, der etwas weiss und auch noch ein bisschen Englisch spricht. Es wird auch noch richtig abenteuerlich, bis wir auf „unserer“ Insel Don Khone – natürlich mit Bootstransfer  – in „ unserem“ Phan Guesthouse gelandet sind. Thomas erkennt sofort, dass wir die Bungalows upgraden können, um direkt am Mekongufer auf der Terrasse in der Hängematte liegen zu können.

In der Tat ist die fast unwirklich schöne Flusslandschaft mit den palmenbestandenen Ufern und der unübersichtlichen Staffelung von Inseln, Untiefen und Stromschnellen ein eindrucksvolles Szenario, das einfach zum beschaulichen Betrachten einlädt. Hier können wir noch mal, wie wir es uns gewünscht haben, entschleunigen, bevor wir in den Trubel der Millionenstadt Hanoi eintauchen. Instinktiv haben wir uns die interessanteste Insel ausgesucht, direkt an der kambodschanischen  Grenze und flankiert von zwei Wasserfällen der berühmten Staustufe des Mekong. Hier scheiterte der Traum der französischen Mekong-Expedition, den Mekong insgesamt schiffbar zu machen. Wir sind mit dem Fahrrad an den östlichen Rand der Insel gefahren, über eine Hängebrücke gestolpert, bis wir an die Stelle geklettert sind, wo der Mekong 15 m in die Tiefe stürzt. Die Enttäuschung der französischen Delegation können wir gut nachvollziehen, auch all ihre Versuche, doch noch gegen die Natur mit Technik anzugehen, vergeblich. Schliesslich haben sie aus strategischen Gründen 1890 ein Eisenbahn gebaut, die von der Nachbarinsel Don Det über eine heute noch existierende Brücke bis zum Südende unserer Insel Don Khone reichte, um dort sowohl Waren als auch ganze Schiffe und Schiffsteile wieder zu Wasser zu lassen. Die komplizierten Betonbauten von 1890 sind heute noch in bestem Zustand erhalten. Man hat den Eindruck, dass seit den Franzosen hier keine Infrastruktur mehr stattgefunden hat. Die alten Lokomotiven sind bis auf die Kesselteile, die sie technisch nicht weiter aufbereiten konnten, ausgeweidet. Aber sie zeugen von den gewaltigen Anstrengungen, mit Technik der Natur beizukommen.

Ein kleiner Bootsausflug vom Südzipfel der Insel Don Khone soll uns die noch verbliebenen 5 Irrawaddy-Delphine zu Gesicht bringen. Hätten die Laoten  in der Vergangenheit nicht aus Ignoranz und vordergründiger Gier die Bestände  so dezimiert, wäre das ein tolles Schauspiel geworden. So müssen wir uns mit ein paar kaum erhaschbaren Schnaufern der interessanten Flussbewohner zufrieden geben.

Die Nachbarinsel Don Det ist eher von der alternativen Backpackerszene beherrscht. Manche Jugendliche wirken schon mittags so zugedröhnt, dass wir gerne über die alte französische Brücke wieder zurück radeln. Für die Benutzung dieser Brücke wollen die laotischen Offiziellen einen Wegzoll von umgerechnet 5 USD erpressen. Das wissen wir zu umgehen.

Es ist gar nicht so einfach, ein gutes Restaurant zu finden, obwohl viele Angebote vorhanden sind. Doch die  Küche ist so herzlich schlecht, dass wir Mühe haben, angenehm satt zu werden. Die Inselidylle wird etwas getrübt durch die stupende Armut der Bauern. Sie leben in so erbärmlichen Verhältnissen, dass man an der sozialen Gerechtigkeit dieses realsozialistischen Staates zweifeln muss.

Höhepunkt unseres Inselaufenthaltes ist eine Sunset-Tour mit dem Boot, hinaus über das engmaschige Flusssystem unserer Inseltopografie bis in den breiteren Strom des Mekong. Hier schwimmt die Sonne auf den Wellen, um dann im Uferdickicht unterzugehen. Einfach grandios.

Wir haben diese grandiose Flusslandschaft, wo der Fluss das Leben bestimmt und den Menschen ganz erhebliche Geschicklichkeit abverlangt, um mit den Tücken und Untiefen fertig zu werden, ausgiebig genossen. Nun werden wir uns – was diese Reise betrifft – für immer vom Mekong, der uns so lange begleitet hat, verabschieden. Er wird unvergesslich bleiben.

Die "4000 Inseln" sind für uns ein versöhnlicher Abschluss einer sonst eher enttäuschenden Laos-Tour.

 

Kleiner Rückblick auf Laos

Wir waren sehr gespannt darauf, ein Land kennen zu lernen, was noch nicht so im Fokus des Massentourismus zu stehen schien. Das war eine der Fehleinschätzungen. Natürlich ist der Norden von chinesischen Touristen überrannt, seit es eine gute Autoverbindung nach Südchina gibt; namentlich Luang Prabang hat der Massentourismus voll im Griff. Und wo spektakuläre Landschaft lockt, gibt sich der studentische Jetset ein Stelldichein (Vang Vieng). Aber es sollten noch andere Erwartungen enttäuscht werden. Nachgerade die Hauptstadt Vientiane hat uns besonders enttäuscht: weder hat die Stadt Atmosphäre, noch sind die kulturellen Highlights in einem angemessenem Zustand. Die sozialistische Regierung bringt das Land nicht voran. Es ist nicht nur die Armut und Unterentwicklung auf dem Lande, sondern auch die fehlende Infrastruktur. Und wo wirtschaftliche Entwicklung stattfindet, haben die chinesischen Nachbarn ihre Hände im Spiel. Wir hören von Einheimischen, dass sie sich völlig von den chinesischen Geschäftsleuten überrannt fühlen. Ansonsten wird man überall Zeuge davon, dass Laos das Schlusslicht im Konzert der südostasiatischen Staaten spielt. Empörend ist auch, dass die Regierung nur 10% der Staatsausgaben für Gesundheit und Bildung ausgibt. Die Folge: Laos hat die grösste Analphabetenrate in Südostasien, ausländische Investoren meiden das Land, weil es keine qualifizierten Arbeitskräfte gibt. Auf  Schritt und Tritt haben wir mit den mangelhaften Sprachkenntnissen zu kämpfen. Das macht das Reisen in diesem Land ungewöhnlich beschwerlich.

Als Fazit unserer Laos-Reise halten wir fest, dass 3 Ziele wirklich lohnend und der Mühe wert waren:

Die Fahrt auf dem Mekong zwischen Houay Xay und Luang Prabang wird uns unvergesslich bleiben. Nicht nur die grandiose Landschaft, sondern auch die Geschicklichkeit der Skipper, mit den Tücken des Flusses und dem geringen Wasserstand in der Trockenzeit fertig zu werden, hat uns begeistert. Luang Prabang haben wir sowohl als stimmungsvolle Stadt am Mekong erlebt, als auch die gepflegten und ausgesucht schönen Bauwerke genossen. Drittens sind wir immer noch begeistert von der überwältigenden Natur der „4000 Inseln“ im Mekong. Ansonsten hat das Land wenig Interessantes zu bieten und rangiert in unserem Ranking der besuchten Länder Südostasiens eindeutig an letzter Stelle.

 

                                                                                           

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