30. -31. Mai Riobamba - Baños - Quito
Die Luft wird merklich milder und die Vegetation üppiger. Immerhin sind wir auf halbem Wege zum Urwald. Baños wird von dem noch tätigen Vulkan Tungurahua (5.016 m; Quechua = Feuerschlund) bedroht. 2006 und 2008 mussten die Bañenos wegen heftiger Ausbrüche die Stadt evakuieren. Wir allerdings können von all dem nichts wahrnehmen, denn der Tungurahua ist von dichten Wolken verborgen, gerade so als gäbe es ihn nicht. Wir fühlen uns in dem 15.000 Einwohner zählenden Städtchen hleich wohl. Daran hat sicher unser gemütliches und hübsch eingerichtetes Hotel "Hospedaje Floresta" ein gerüttelt Anteil.
Am Nachmittag probieren wir einen der in Thomas Wanderführer als gemütlicher Spaziergang empfohlenen Weg südlich der Stadt aus. Da der Anstieg sich jedoch als ordentlich steil herausstellt, entscheidet sich Katrin recht bald lieber für eine Siesta. Dass die Entscheidung goldrichtig gewesen ist, wird bald klar, als die Steilheit keineswegs abnimmt, bis wir zu einem Mirador "Bellavista" gelangen, der uns einen interessanten Blick auf die Stadt und das enge Rio Pastaza Tal bietet. Als eine Frauengruppe - offenbar eine kirchlich betreute Gruppe, denn alle tragen ein Gebetbuch in den Händen - aus einem Bus aussteig und auch das Panorama geniesst, biete ich ihnen ohne bösen Wille ein Gruppenfoto an, werde aber von dem Begleiter mit barschem Ton auf die Plätze verwiesen, während die Frauen verlegen kichern. Schade, das wäre sicher ein hübsches Foto geworden. Wir steigen weiter durch dichtes Unterholz in feuchtwarmer Hitze in die Höhe bis zu einem "Cafe del Cielo", das seinen Namen wirklich verdient hat, geht es doch hier nicht weiter in die Höhe. Völlig verschwitzt stürzen wir eine eiskalte Cola hinuter, bevor wir an den Abstieg denken. Thomas fühlt sich merklich schlecht. Offenbar muss er sich mit ähnlichen Magenproblemen plagen wie ich, nur einen Tag später. Nun sind wir alle gesundheitlich angeschlagen. Dennoch beschliessen wir, in eines der Thermalbäder zu gehen, die der Stadt ihren Namen gegeben hat. Wir entscheiden uns für das Bad mit den höchsten Temperaturen (42°), las Piscinas de la Virgen. Das heisse Wasser tut uns wirklich gut. Die erkälteten Glieder werden aufgewärmt und der Kreislauf angeregt. Beim Abendessen in einerm Restaurant mit mexikanischer Küche hält sich Thomas diesmal bescheiden, aber weise zurück. Vorher bin ich noch beim Frisör gewesen und habe mir für ganze 2 Dollar die Haare schneiden lassen.
31. Mai
Bis 13 Uhr können wir unsere Zimmer nutzen. Deshalb testen Katrin und ich den anderen im Wanderführer empfohlenen Weg im Norden von Baños. Ueber den Puente S. Francisco führt den Weg zunächst bergauf bis zu einem reissenden Bach, der nur auf einem glitschigen Baumstamm zu überbrücken ist. Keineswegs ein Spaziergang, wie im Wanderführer prognostiziert. Ausserdem schreckt Katrin die Hängebrücke in der Tiefe über den Rio Pastaza ab. Kennen wir doch nicht ihren Zustand. So entschliessen wir uns umzukehren. Der Blick auf Baños von der anderen Seite ist auch so attraktiv. Von hier aus sieht man, dass die Stadt auf einem kleinen Plateau liegt an der Bruchkante des tief eingeschnittenen Flusses. Kleine Wasserfälle stürzen aus der Stadt in den Fluss, ein recht pittoreskes Szenario. Allerings ist auch hier von dem über der Stadt dräuenden Vulkan Tungurahua nichts zu sehen, nur dichtes Gewölk.
Um 14 Uhr erwischen wir einen Bus nach Quito. Gerne hätten wir auf der Rückfahrt ein wenig von den Vulkanen gesehen, fahren wir doch auf der berühmten "Avenida de los Vulcanos", wie Humboldt die Strasse genannt hat. Aber weder der Cotapaxi oder der Antisana, geschweige denn der Cayambe zeigen sich uns, hinter dichten Wolken verborgen, scheinen sie uns eher als eine Legende. Gegen 17 Uhr 30 erreichen wir den Busterminal Sur, mit dem Taxi in einer weiteren halben Stunde unser Hotel Traveller Inn, unser Ecuador-"Basecamp". Wir gehen noch schnell ein wenig in einem Chinarestaurant um die Ecke essen, da wir morgen früh aufstehen müssen für den Flug nach Galapagos.